Helen Levitt, New York, 1963 © Film Documents LLC, courtesy Zander Galerie, Cologne

FLANERIE IN DER GROSSSTADT

„FLANERIE IN DER GROSSSTADT – AUF DER SUCHE NACH DEM ANDEREN IM ALLTÄGLICHEN: SURREALE BLICKWEISEN IN DEN FOTOGRAFIEN VON HELEN LEVITT“ NANNTE ANDREA HENKENS IHRE UNTERSUCHUNG ÜBER DIE ARBEITEN DER NEW YORKER FOTOGRAFIN UND FILMEMACHERIN HELEN LEVITT (JAHRGANG 1913), DIE IN DER US-AMERIKANISCHEN STRASSENFOTOGRAFIE EINE GANZ EIGENSTÄNDIGE POSITION EINNIMMT. VOR DEM HINTERGRUND DER DOKUMENTARFOTOGRAFIE, ANGEREGT VON WALKER EVANS (1903–1975) UND BEEINFLUSST VON DEM FRANZOSEN HENRI CARTIER-BRESSON (1908–2004), HAT LEVITT DAS URBANE LEBEN IN NEW YORK SEIT DEM ENDE DER 1930ER JAHRE ZU IHREM THEMA GEMACHT. DIE WERKE DER FOTOGRAFIN SIND AUCH EIN GUTES BEISPIEL DAFÜR, WIE SICH EIN INVESTMENT IN KUNST LOHNEN KANN.

Dabei gelte ihr Interesse „nicht der Stadt an sich,

sondern der Straße – genauer dem Gehsteig als Ort, wo sich das alltägliche Leben“ abspiele, so Henkens. Levitt beobachte „die vitale und expressive Alltagskultur, die in den Ritualen und Gesten der Bewohner deutlich zum Ausdruck“ komme. Darüber hinaus spielten Kinder, ihr Verhalten und ihre Körpersprache, eine wichtige Rolle.

Die Straßen und Hinterhöfe würden „zur Bühne ihrer Spiele und somit zu Selbstdarstellungen in einem theatralischen Raum“; auf ihren Streifzügen durch die Großstadt sei Levitt „auf der Suche nach dem Anderen im Alltäglichen“. Diese kurze Beschreibung der US-amerikanischen Fotografin und Filmemacherin, die zu den wichtigsten Vertretern der New Yorker Street Photography zählt, passt.

Helen Levitt wuchs in Brooklyn auf, wo sie auch nach ihrer Schulzeit von 1931 an für einen Porträtfotografen zu arbeiten begann. 1935 traf sie dadurch auf Henri Cartier-Bresson, kaufte sich spontan eine eigene Leica und machte ihre ersten Straßenaufnahmen. 1938 begegnete sie Walker Evans und wurde seine Assistentin. Von 1941 an, nach einer Mexikoreise, war sie als Filmeditorin bei Luis Buñuel tätig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sie, zusammen mit James Agee, an ihrem ersten Buchprojekt zu arbeiten. Es erschien erst zwanzig Jahre später unter dem Titel A Way of Seeing, da sich Helen Levitt inzwischen auch als Filmemacherin betätigte.

In Zusammenarbeit mit James Agee und der Malerin Janice Loeb entstanden die Dokumentarfilme In the Street und The Quiet One. Letzterer wurde 1949 in der Rubrik Bester Dokumentarfilm für den Oscar nominiert.

„Levitts Fotografie verbindet Dokumentation und Poesie zu einer Ästhetik der Straße. Ihre Silbergelatineabzüge gel- ten als unsentimentale Bilder des urbanen Amerikas, die Walker Evans als „Anti-Jour- nalismus“ bezeichnete“.

Helen Levitt, New York, 1977 © Film Documents LLC, courtesy Zander Galerie, Cologne

In den 1950er-Jahren wandte sich Levitt wieder mehr der Fotografie zu, und wieder zog es sie bei der Motivsuche auf die Straße. 1959 und 1960 erhielt Levitt Stipendien der Guggenheim-Stiftung und wandte sich anschließend der Farbfotografie zu. Sie war eine der ersten Künstlerinnen, die Farbe in ihre Arbeit einbezog.

Ab den 1970er und 1980er Jahren wurden hochwertige Farbstoff-Transferdrucke ihrer Fotografien hergestellt, die eine beeindruckende Intensität aufweisen. Von etwa 1980 an entstanden parallel dazu auch Schwarzweiß-Aufnahmen. Während sie zu Beginn ihrer Karriere aus einer Serie zufälliger Momentaufnahmen die besten auswählte, suchte sie ihre Motive nun gezielter und mit mehr Bedacht auf das Ergebnis.

„Levitts Fotografie verbindet Dokumentation und Poesie zu ei- ner Ästhetik der Straße. Ihre Silbergelatineabzüge gelten als unsentimentale Bilder des urbanen Amerikas, die Walker Evans als „Anti-Journalismus“ bezeichnete“, heißt es anlässlich der Ausstellungseröffnung INSIDE THE WORLD OF HELEN LEVITT im Jahr 2022 in der Galerie Thomas Zander in Köln.

Weiter heißt es dort, die Fotografien zeigten die Bürger der Metropole mit besonderer Empathie und Authentizität und entlarvten zugleich den amerikanischen Traum als ewigen Mythos; „die Szenen werden mit Sensibilität und einem untrüglichen Sinn für visuellen Humor beobachtet“. Dennoch würden sie immer aus „respektvoller Distanz aufgenommen“, nichts sei „inszeniert oder arrangiert“.

Helen Levitt, New York, 1976 © Film Documents LLC, courtesy Zander Galerie, Cologne

Buch-Empfehlung: Flanerie in der Großstadt: Auf der Suche nach dem Anderen im Alltäglichen; Surreale Blick- weisen in den Fotografien von Helen Levitt, von Andrea Henkens, Tectum, 2005

„Die Straßen und Hinter- höfe werden zur Bühne ihrer Spiele und somit zu Selbstdarstellungen in einem theatralischen Raum.“

Helen Levitt, N.Y., 1943 © Film Documents LLC, courtesy Zander Galerie, Cologne
Helen Levitt, New York, 1974 © Film Documents LLC, courtesy Zander Galerie, Cologne

FRAUEN IN DER KUNST

Eine Studie von Sotheby‘s Mei Moses ergab im Jahr 2018, dass männliche Künstler zwar den Großteil des Kunstmarktes dominieren, jedoch weibliche Künstlerinnen beim Wiederverkauf deutlich höhere Gewinne erzielen. Zwischen 2012 und 2018 stiegen die Preise für Werke von Künstlerinnen um bemerkenswerte 73 Prozent. Besonders zeitgenössische Künstlerinnen, die nach 1945 aktiv waren, verzeichneten den größten Preisanstieg und erzielten einen Verkaufserlös, der um 87,7 Prozent höher lag als der ihrer männlichen Kollegen. Andere Künstlerinnen übertrafen die Männer immerhin um 30,7 Prozent. Dies waren die Erkenntnisse von 2018. Heute nähert sich der Kunstmarkt einer ausgeglichenen Geschlechterverteilung, wobei weibliche Künstlerinnen mit einem Marktanteil von 46 Prozent so stark vertreten sind wie nie zuvor. Experten prognostizieren, dass im Jahr 2024 der Anteil der Werke von Künstlerinnen erstmals den der Künstler übertreffen könnte. Zudem fungieren gerade Werke von Künstlerinnen als wertbeständige Investitionen und erweisen sich finanziell als äußerst solide.

„Das Fazit ist, dass die Nachfrage nach Künstlerinnen stetig wächst,“ erklärte Michael Klein, Leiter von Sothe- by’s Mei Moses. Neben Sotheby‘s zeigte auch eine Studie von Artnet, dass Künstlerinnen massiv unterbewertet und unterrepräsentiert sind. Doch laut Artnet wird sich dies in den kommenden Jahren drastisch ändern. Angesichts dieser Entwicklungen ist es höchste Zeit, trotz der gegenwärtig männlichen Dominanz am Markt, in Werke von Künstlerinnen wie die der außergewöhnlichen Helen Levitt zu investieren. Dabei wird nicht nur die Geschlechtergleichstellung unterstützt, sondern dies stellt auch eine strategisch kluge Entscheidung für die Vermögensallokation dar. Sie sichern langfristig und nachhaltig Kapital über Generationen hinweg und tragen gleichzeitig zu einer ausgewogeneren und vielfältigeren Kunstland- schaft bei. Sammler und Investoren sollten daher die Werke weiblicher Künstler verstärkt in den Fokus nehmen und das noch unerschlossene Potential nutzen. Kunst ist die Mutter aller Sachwerte und bietet neben emotionalem Wert vor allem Sicherheit. Dabei ist eine sorgfältige Aus- wahl der Künstler und Kunstwerke entscheidend.

Die Fine Art Invest Group AG (FAIG) verfügt über zwei Jahrzehnte erfolgreiche Erfahrung im Kunsthandel. Seit 1999 ist die FAIG auf zeitgenössische Kunst spezialisiert und pflegt ausgezeichnete Kontakte zu Künstlern, Galerien und Museen. Ein hochkarätig besetzter Anlageausschuss mit renommierten Kunstexperten unterstützt Anleger bei der Auswahl der vielversprechendsten Künstler. Die FAIG bietet individuelle Kunstportfolios ab etwa 20.000 Euro an, wobei der Anlagebetrag stets auf mehrere Kunstwerke gestreut wird und der Fokus ausschließlich auf internatio- nal renommierten Künstlern liegt. Nach Unternehmensan- gaben kann Kunst somit „als kaufmännischer Sachwert zu einem hochrentablen Investment“ werden.

REPRÄSENTATION WEIBLICHER KÜNSTLER IM JAHR 2023